19.04.2018 Daten, Fakten, Statistiken

Bundeskabinett beschließt Berufsbildungsbericht 2018

Der Berufsbildungsbericht dokumentiert jährlich den Zustand des deutschen Ausbildungssystems. Die duale Ausbildung ist nach Ansicht von Bildungsministerin Anja Karliczek, die den diesjährigen Bildungsbericht am 18.04.2018 in Berlin vorstellte, ein Erfolgsmodell. Der Bericht zeigt aber auch, dass es in knapp über 25 Prozent der Ausbildungen aus verschiedenen Gründen zu vorzeitigen Vertragslösungen kommt.

Mit dem Berufsbildungsbericht kommt das BMBF seinem gesetzlichen Auftrag (§ 86 BBiG) nach, die Entwicklung in der beruflichen Bildung kontinuierlich zu beobachten und der Bundesregierung jährlich zum 1. April Bericht zu erstatten. Der Bericht steht auf der Seite des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zum Download bereit:
Berufsbildungsbericht 2018
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Der Bericht gliedert sich in vier Kapitel:

  • Kapitel 1: Berufsbildungspolitische Prioritäten der Bundesregierung,
  • Kapitel 2: Ausbildungsmarktsituation,
  • Kapitel 3: Bildungspolitische Maßnahmen und Programme,
  • Kapitel 4: Stand und Perspektive der beruflichen Bildung in der internationalen Zusammenarbeit

Neben den Kennzahlen des Berufsbildungssystems werden auch Programme, Initiativen und Projekte dokumentiert, die zur Optimierung des Übergangs von der Schule in die Ausbildung beitragen, sowie Maßnahmen zur Modernisierung der Ausbildung. Hier rücken die Themen der "Digitalisierung" und der "Anrechnung" von informellen oder im Ausland erworbenen Qualifikationen und Fähigkeiten in den Fokus.

Auflösungsquote

Die Quote der vorzeitigen Ausbildungsvertragslösungen lag 2017 erstmals wieder über 25 Prozent. Die Bildungsministerin unterstrich, dass in etwa der Hälfte der Fälle junge Menschen den Vertrag lösen würden, um ihre Lehre an anderer Stelle oder in einem anderen Beruf fortzusetzen. Die Quote der echten Ausbildungsabbrüche liege vielmehr bei etwa 12 bis 13 Prozent und damit deutlich unter der Quote im Hochschulbereich.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Berufsbildungswerke (BAG BBW) sieht einen klaren Warnschuss an die Politik, der angesichts des Fachkräftebedarfs nicht ungehört bleiben dürfe. Für Michael Breitsameter, Vorsitzender der BAG BBW, sind die Zahlen keine Überraschung: „Denn jeder Vierte, der in einem Berufsbildungswerk ankommt, ist vorher in betrieblichen Ausbildungen gescheitert.“ Das sei vor allem bei Jugendlichen mit psychischen Erkrankungen der Fall, die mittlerweile den Großteil der bundesweit 13 000 Teilnehmer in Berufsbildungswerken ausmachen. Der Verband fordert einen Ausbau passgenauer, alternativer und vor allem betriebsnaher Ausbildungsangebote, wie sie die Berufsbildungswerke anbieten, insbesondere für Jugendliche in schwierigen sozial-emotionalen Lebenssituationen.

Elke Hannack, stellvertretende Bundesvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), sieht die im Koalitionsvertrag enthaltene Mindestvergütung für Auszubildende als ein wirksames Instrument gegen Ausbildungsabbrüche, das schnell umgesetzt werden müsse. Darüber hinaus fordert sie mehr Assistierte Ausbildung und ausbildungsbegleitende Hilfen, gerade um Kleinstbetriebe zu unterstützen.

Auszubildende mit Behinderung

In Kapitel 2 (Punkt 2.6.16) geht der Bericht auch auf die Berufsausbildung von Menschen mit Behinderungen ein. Da die Berufsbildungsstatistik der statistischen Ämter des Bundes und der Länder das Merkmal einer vorliegenden Behinderung nicht erfassen, ist keine Gesamtschau zum Umfang der Ausbildung von Menschen mit Behinderungen im dualen System gegeben.

So gibt es nur Zahlen zu Erstausbildungen mit besonderer Ausbildungsregelung (Fachpraktikerberuf) gemäß § 66 Berufsbildungsgesetz (BBIG) und § 42m Handwerksordnung (HwO), das waren im Jahr 2017 bundesweit 7.913 neue Ausbildungsverträge, sowie zu den berufsfördernden Maßnahmen im Rahmen der beruflichen Ersteingliederung (im Jahresdurchschnitt 2017 rund 37.000 Menschen mit Behinderungen) und den berufsvorbereitenden Maßnahmen (rund 13.000 junge Rehabilitanden im Jahresdurchschnitt).

Im Eingangsverfahren und Berufsbildungsbereich einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen wurden im Jahresdurchschnitt 2017, dem Bericht zufolge, insgesamt rund 24.000 Personen (Vorjahr 23.000) gefördert.

Auszubildende mit Migrationshintergrund

Der Bericht bringt auch zum Ausdruck, dass junge Menschen mit Migrationshintergrund noch stärker in die Berufsbildung integriert werden müssen. Die Ausbildungsanfängerquote für junge Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit ist mit 27,6 Prozent etwa halb so hoch wie die von Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit (55,8 Prozent).

Das Ausbildungsinteresse sei bei Menschen mit Fluchterfahrung stark gestiegen. Knapp 10.000 Geflüchtete begannen bis zum Beginn des Berufsschuljahres eine Lehre.

Weitere Informationen

(Quellen: Bundesministerium für Bildung und Forschung, Bundesarbeitsgemeinschaft der Berufsbildungswerke, Deutscher Gewerkschaftsbund, DeutscheHandwerksZeitung)


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