30.10.2020 Corona

Wie krisenfest ist die Inklusion? In dem Projekt „In Vielfalt besser lernen“ der Bertelsmann Stiftung wurde untersucht, welche Erfahrungen Eltern von Kindern mit und ohne Förderbedarf in der Pandemie gemacht haben. Dabei wurde deutlich, dass die Belastungen nichts an der positiven Grundhaltung von Eltern zur Inklusion geändert haben. Die Eltern erwarten aber in Zukunft deutlich mehr Hilfestellung und bessere Rahmenbedingungen für den Unterricht.

Die Corona-Pandemie beeinflusst das gesellschaftliche Leben seit Monaten außergewöhnlich stark und hat Eltern – unabhängig vom Förderbedarf ihrer Kinder – unerwartet vor besondere Herausforderungen durch Schulschließung, Homeschooling und soziale Distanz gestellt – bei gleichzeitig wegfallender Unterstützung durch Institutionen, Vereine und Familie. In der laufenden öffentlichen Debatte zu diesen Themen fand die Frage nach inklusivem Lernen bislang kaum Raum. Die besonderen Belange von Kindern und Jugendlichen mit sonderpädagogischem Förderbedarf erhielten wenig Aufmerksamkeit und auch die elterlichen Bedürfnisse nach Unterstützung wurden so gut wie nicht gehört. Es blieb unklar, inwiefern sich die Erfahrungen auf die generelle Haltung der Mütter und Väter zur Inklusion ausgewirkt haben.

Aus diesen Gründen hat die Erziehungswissenschaftlerin Dr. Nicole Hollenbach-Biele im Auftrag der Bertelsmann Stiftung Eltern im Juli 2020 zu ihrer aktuellen Einschätzung des inklusiven Lernens befragt. Im Zentrum standen offene Fragen, um die Mütter und Väter auch tatsächlich zu Wort kommen zu lassen und um zu verstehen, wie die Situationen während und nach der Schulschließung in den Familien aussahen. Wichtig waren den Forschenden zudem Fragen danach, was Eltern aus diesen Erfahrungen für das schulische Lernen ihrer Kinder für die Zukunft ableiten und welche Unterstützung sie sich künftig von schulischer und (bildungs-)politischer Seite wünschen. Die Ergebnisse der Studie „Gemeinsam Lernen oder Exklusion in der Inklusion? Wie Eltern die Corona-Zeit erleben und was das für die Schule der Zukunft bedeutet“ wurde im Oktober 2020 veröffentlicht.

Wesentliche Ergebnisse:

In der Zeit der coronabedingten Schulschließungen haben sich viele Mütter und Väter von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf allein gelassen und überfordert gefühlt. Für die Zukunft erwarten sie deutlich mehr Hilfestellung und bessere Rahmenbedingungen für den Unterricht. Digitale Lernmittel sowie einen engeren Kontakt zu Lehrkräften und Mitschülerinnen und Mitschülern empfinden sie als besonders wichtig für die individuelle Förderung. Die positive Grundhaltung von Eltern zur Inklusion hat sich durch die belastenden Erfahrungen der Pandemie nicht geändert.

Aus den Erfahrungen der Eltern haben die Forschenden fünf Leitlinien für ein möglicherweise zukünftig erneut wichtig werdendes schulisches Krisenmanagement, für die Bildungspolitik sowie für Schulen und Lehrkräfte abgeleitet:

  • Schulbesuch für alle Kinder sicherstellen
  • Zielgerichtet in Bildung investieren
  • Digitale Geräte nicht nur nach dem Gießkannenprinzip verteilen
  • Hybrides Lernen im Zusammenhang mit sozialem Lernen denken
  • Digitales Lernen mit guter Elternarbeit verknüpfen

Zur Studie der Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Gemeinsam Lernen oder Exklusion in der Inklusion? Wie Eltern die Corona-Zeit erleben und was das für die Schule der Zukunft bedeutet

(Quelle: Bertelsmann Stiftung)


Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben

Mit * gekennzeichnete Felder müssen ausgefüllt werden.