26.09.2018 Verwaltung, Verbände, Organisationen

Beeinträchtigt studieren: Nachteilsausgleiche laut Studie zu wenig genutzt

Zur Situation der 11 Prozent Studierenden mit Behinderungen und chronischen Krankheiten haben das Deutsche Studentenwerk (DSW) und das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) eine neue Studie vorgelegt: „beeinträchtigt studieren – best2“.

An der Online-Befragung nahmen im Wintersemester 2016/17 rund 21.000 Studierende mit Beein­trächtigungen von 153 Hochschulen teil. Nach der Vorgängerstudie „best1“ aus dem Jahr 2011 ist dies die zweite bundesweite, repräsentative Befragung dieser Gruppe von Studierenden.

Die Teilnehmenden nannten vielfältige Formen von studienrelevanten Beeinträchtigungen: Mehr als die Hälfte der beeinträchtigten Studierenden (53 %) hat eine psychische Erkrankung; das sind acht Prozentpunkte mehr als im Jahr 2011. 20 % haben eine chronisch-somatische Erkrankung, wie beispielsweise Rheuma, Multiple Sklerose oder Epilepsie, 10 % eine Sinnes- oder Bewegungsbeeinträchtigung, 4 % eine Teilleistungsstörung, wie etwa Legasthenie. 6 % der beeinträchtigten Studierenden nennen sonstige Beeinträchtigungen, und 7 % haben mehrere Beeinträchtigungen.

Wie schon 2011 geben neun von zehn Studierenden beeinträchtigungsbedingte Schwierigkeiten im Studium an, insbesondere durch die hohe Prüfungsdichte oder durch Anwesenheits- und Zeitvorgaben. Die Beratungsangebote für Studierende mit Beeinträchtigungen sind gegenüber der ersten Befragung im Jahr 2011 besser bekannt und werden häufiger genutzt. Trotz aller Schwierigkeiten würden vier von fünf beeinträchtigten Studierenden ihren Studiengang wiederwählen.

Eine hohe Bedeutung habe die Unterstützung durch die Familie, aber auch durch Ärztinnen und Ärzte, durch Therapeutinnen und Therapeuten oder durch Kommilitoninnen und Kommilitonen. Für besonders wichtig erachten die Studierenden zudem eine bedarfsgerechte Unterstützung bei Studienbeginn. „Zu Studienbeginn wären mehr schriftliche Informationen für Studierende mit Handicap hilfreich gewesen, damit ich mich nicht sofort als gesundheitlich beeinträchtigt outen muss“, äußert sich eine Studierende in einer Broschüre des DSW zur „best2“-Studie.

Nachteilsausgleiche werden von drei Vierteln der Nutzerinnen und Nutzer als hilfreich bewertet. Aber nur 29 % der befragten Studierenden haben zumindest einmal einen Nachteilsausgleich beantragt. Studierende verzichten auf Nachteilsausgleiche, insbesondere weil sie ihre Rechte nicht kennen, Hemmungen haben oder sie ablehnen.

Laut DSW-Präsident Prof. Dr. Rolf-Dieter Postlep zeigen die Ergebnisse der Umfrage, wie dringend es ist, zu Beginn des Studiums zielgerichtet zu informieren. „Das Thema Nachteilsausgleich gehört in jede Erstsemester-Veranstaltung.“

Weitere Informationen:

Übersichtsbroschüre „beeinträchtigt studieren – best2“ (PDF/4,4 MB)

Studie „beeinträchtigt studieren – best2“ (PDF/8 MB)


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