07.10.2021 Sonstige Veröffentlichungen

Bericht zum 2. Kongress der Teilhabeforschung veröffentlicht

Über 300 Teilnehmende haben die Veranstaltung online verfolgt: Am 15. und 16. September 2021 fand der 2. Kongress der Teilhabeforschung digital und moderiert aus dem Hörsaal der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen (katho) in Münster statt. Mit 108 Beiträgen ist er gegenüber dem 1. Kongress weiter gewachsen. Zum ersten Mal nahmen etwa 25 Menschen mit Lernschwierigkeiten teil – auch als Co-Forschende mit eigenen Beiträgen. Das Aktionsbümdnis Teilhabeforschung dokumentierte die Veranstaltung in einem Bericht.

Teilhabeforschung habe das Ziel, die Teilhabe von Menschen mit Behinderung zu verbessern, heißt es im Bericht zur Veranstaltung, die von Prof. Dr. Friedrich Dieckmann (katho) und Prof. Mathilde Niehaus von der Universität zu Köln geleitetet wurde. „Wir benötigen mehr denn je Forschung, die die Perspektive von Menschen mit Behinderungen und von deren An- und Zugehörigen sichtbar macht und die die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit gewinnt“, so Dieckmann.

Aus dem Bericht weiter:

Die Corona-Pandemie habe für alle deutlich gemacht, wie unzureichend die Gesundheitsberichterstattung in Bezug auf Menschen mit Behinderung in Deutschland sei, so Prof. Sabine Schäper (katho) auf dem moderierten Podium. In den multinationalen Pandemie-Studien seien Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland immer noch kaum beteiligt. Schäper berichtete aus ihren Forschungen, wie sehr die Pandemie die Begleitung am Lebensende und palliative Versorgung von Menschen mit Behinderung verändert habe. Krankheitsverläufe seien enorm schnell gewesen, viele Sterbende seien von ihren Nächsten durch strikte Kontaktbeschränkungen abgeschnitten worden, von welchen auch palliativ Begleitende betroffen waren. Marie Heide von der Universität zu Köln illustrierte, welche neuen methodischen Wege in der Teilhabeforschung zu Rehabilitation beschritten worden seien. Marco Streibelt stellte dar, welche Forschungsbedarfe in der Pandemie aus Sicht der Deutschen Rentenversicherung als Fördergeberin im Bereich der Rehabilitation entstanden seien. Eine Abstimmung mit großen Förderinstitutionen (z. B. Bundesministerien), um gemeinsam Pandemie-bezogen Forschung schnell auf den Weg zu bringen, habe es nicht gegeben.

Stigmatisierung abbauen, partizipativ forschen

Einen Überblick über die weltweiten Forschungsbemühungen zum Abbau der Stigmatisierung von Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung gab Prof. Katrina Scior vom University College London. Prof. Vera Munde (Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin) und Dr. Vera Tillmann (Forschungsinstitut für Inklusion durch Bewegung und Sport) zeigten in ihrem Beitrag zum Stand der partizipativen Forschung, welche methodischen Möglichkeiten, aber auch Barrieren bestehen, um sogar Menschen, die sich nicht sprachlich äußern können, an Forschungsvorhaben zu beteiligen. Es sei an der Zeit, auch in Deutschland einen Konsens herzustellen über die strukturellen Bedingungen für Co-Forschende, zum Beispiel über ein Mindestmaß an Entlohnung.

Prof. Christophe Kunze (Institut Mensch, Technik und Teilhabe der FH Furtwangen) zeigte Wege und Irrwege der Entwicklung digitaler Technologien mit und für Menschen mit Behinderung auf. Oft verfalle man der Täuschung, durch die neueste Technologie würden sich Probleme wie durch Zauberei (auf)lösen – Beispiel: Pflegeroboter löst Fachkräftemangel. Er sprach sich dafür aus, in der Forschung und Forschungsförderung stärker auf die Nutzung bewährter Mainstreamtechnologien zu setzen.

Auf dem Kongress sei das große Bedürfnis spürbar gewesen, sich nach Zeiten der Isolation wieder wissenschaftlich miteinander auseinanderzusetzen, beschreibt es die Veranstaltungsdokumentation. Eine weitere, auch internationale Vernetzung von Teilhabeforschenden sei notwendig, gemeinsam könnten sie sozialen Innovationen auch gesellschaftlich zum Durchbruch verhelfen.

Weitere Informationen:

www.teilhabeforschung.org

(Quelle: Aktionsbündnis Teilhabeforschung, Veranstaltungsbericht)


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