Infothek

Viele betroffene Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer stehen im Laufe ihres Berufslebens vor der schwierigen Frage, ob und wie sie im Arbeitsleben über ihre chronische Erkrankung sprechen sollen. Verschlechterungen der gesundheitlichen Situation, Fehlzeiten oder Veränderungen der Arbeitsaufgaben sind typische Anlässe Betroffener darüber nachzudenken, ob sie jemanden am Arbeitsplatz über ihre Erkrankung informieren sollen.

Zwischen Hoffen und Bangen

Prinzipiell könne der offene Umgang mit einer Erkrankung im Arbeitskontext zahlreiche Vorteile haben, erklären die Verantwortlichen des Projekts „Sag ich`s? Chronisch krank im Job“. Betroffene hofften auf Unterstützung durch Kolleginnen und Kollegen und Vorgesetzte, auf die Anpassung ihres Arbeitsplatzes bzw. ihrer Arbeitsbedingungen oder darauf, ihre Erkrankung nicht mehr verstecken zu müssen. Demgegenüber stünden jedoch Befürchtungen insbesondere hinsichtlich möglicher Diskriminierung durch das Arbeitsumfeld. Welche Hoffnungen und Befürchtungen sich letztendlich bewahrheiteten, sei schwer abzuschätzen. Daher arbeitet das Team unter der Leitung von Prof. Dr. Mathilde Niehaus und Dipl. Psych. Jana Bauer an einem webbasierten Angebot, das Betroffene dabei unterstützen soll, eine selbstbestimmte und informierte Entscheidung zum Umgang mit ihrer Erkrankung im Arbeitsumfeld zu treffen. Durch die interaktive Gestaltung der sogenannten „Reflexionshilfe“ erhalten Nutzende ein auf ihre individuelle Situation abgestimmtes Feedback zu entscheidungsrelevanten Aspekten. Darüber hinaus bietet die Reflexionshilfe allgemeine Informationen und Hinweise auf etablierte Unterstützungsangebote.

Entwicklungsprozess

Die barrierefrei konzipierte Webseite wird unter Berücksichtigung wissenschaftlicher Erkenntnisse aus der Forschung zu Motivations- und Entscheidungsprozessen sowie zum Umgang mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen im Arbeitsleben entwickelt. Ein Gremium aus chronisch erkrankten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie einem Beirat (z. B. Haus-/Betriebsärztinnen und -ärzte, Selbsthilfe, Interessenvertretung, Krankenkassen) begleitet den Entwicklungsprozess. In einer Pilotstudie mit 250 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mit chronischen Erkrankungen konnten bereits erste Erkenntnisse zu wichtigen Rahmenbedingungen gewonnen werden.

Das Projekt läuft 30 Monate und wird vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und dem Biotechnologie- und Pharmaunternehmen AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG gefördert. Projektpartner der Universität zu Köln sind AbbVie Deutschland, die Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe von Menschen mit Behinderung und chronischer Erkrankung und ihren Angehörigen e.V. (BAG Selbsthilfe) und der Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte e.V. (VDBW).

Weitere Informationen

https://sag-ichs.uni-koeln.de/

(Quelle: Universität zu Köln)