16.09.2015 Verwaltung, Verbände, Organisationen

Expertise zur Arbeitssituation von Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen in Deutschland veröffentlicht

Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen sind in Deutschland überdurchschnittlich häufig von Arbeitslosigkeit betroffen. Dies geht aus einer aktuellen Expertise zur Arbeitssituation von schwer psychisch Kranken hervor, die am 10. September 2015 in Berlin vorgestellt wurde. Die Expertise wurde im Auftrag von Gesundheitsstadt Berlin e. V. und der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) erstellt.

In einer Pressemitteilung teilte die DGPPN dazu mit, psychisch schwer Kranke seien häufig vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen, dabei würde sich eine regelmäßige Berufstätigkeit positiv auf den Krankheitsverlauf und die Lebenszufriedenheit auswirken. Die breiten Angebote zur beruflichen Rehabilitation kommen der Expertise zufolge noch nicht ausreichend bei den Betroffenen an.

Ergebnisse der Expertise:

  • rund 500.000 bis 1 Million der Erwachsenen zwischen 18 und 65 Jahren in Deutschland sind psychisch schwer krank
  • psychische Erkrankungen sind heute der Hauptgrund für frühzeitige Verrentungen
  • bei jungen Erwachsenen führt eine schwere psychische Erkrankung häufig zum Abbruch der Ausbildung
  • vorrangiges Rehabilitationsziel ist die Teilhabe am Arbeitsleben und die damit verbundenen Vorteile wie ein strukturierter Alltag, Zugehörigkeit und Einkommen; positive Effekte der Arbeit auf den Krankheitsverlauf und die Lebenssituation von schwer psychisch Kranken seien wissenschaftlich belegt
  • Probleme bei der beruflichen Integration Betroffener bestehen - trotz zahlreicher Rehabilitationsangebote - durch die Ausgliederung in einen besonderen Arbeitsmarkt (z.B. ausgelagerte Arbeitstherapieplätze, spezielle Werkstätten)
  • der Übergang auf den ersten Arbeitsmarkt gelingt nur selten, da psychische Erkrankungen die berufliche Leistungsfähigkeit schmälern können und im sozialen Umfeld oft Unsicherheit hervorrufen

Empfehlungen:

Zur besseren beruflichen Teilhabe psychisch schwer kranker Menschen in der Zukunft fordern Gesundheitsstadt Berlin e.V. und die DGPPN, die sozialrechtlichen Rahmenbedingungen anzupassen. Arbeitgeber müssten umdenken und geeignete Arbeitsplätze auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt schaffen. Anreize für Unternehmen könnten dazu beitragen. Aber auch Betroffene und Behandler müssten die berufliche Teilhabe als feste Zielvariable in den Behandlungsprozess aufnehmen.

Weitere Informationen:

Expertise "Die Arbeitssituation von Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen in Deutschland"

Pressemitteilung der DGPPN vom 10.09.2015: Psychisch schwer Kranke häufig vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen

(Quelle: Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde, Paritätischer Gesamtverband - Newsletter vom 15.09.2015)


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