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Der Deutsche Ethikrat hat im April 2022 eine umfangreiche Stellungnahme zur Entwicklung einer Langzeitstrategie für den zukünftigen Umgang mit Pandemien vorgelegt. Ethische Kriterien und Empfehlungen sollen dazu beitragen, besondere Vulnerabilitäten von Personen und Institutionen besser zu berücksichtigen und deren Resilienz zu stärken.
„Maßnahmen gegen eine Pandemie müssen demokratisch legitimiert, ethisch gut begründet und zugleich gesellschaftlich akzeptabel sein“, so die Vorsitzende des Deutschen Ethikrates Alena Buyx. „In unserer Stellungnahme geben wir Empfehlungen, wie das zukünftig besser gelingen kann. Dabei schauen wir uns auch an, wer in einer Pandemie besonders vulnerabel ist und wie man Resilienz stärken kann.“
Der Rat analysiert Strategien und Maßnahmen, die in Deutschland zur Bewältigung der COVID-19-Pandemie ergriffen wurden. Die Auseinandersetzung mit Vulnerabilität und Resilienz hat dabei besondere Bedeutung. Nicht nur ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen, sondern auch junge Menschen, Familien und Kinder seien in verschiedenen Phasen und in unterschiedlicher Form verletzlich oder verletzbar gewesen. Die Beachtung der ganz unterschiedlichen Formen von Vulnerabilität könnte zukünftig eine gezieltere Förderung von Resilienz ermöglichen.
„Resilienz meint (…) die Kraft, inmitten der Situation der Verletzlichkeit und des konkreten Verletztseins mit den daraus resultierenden Herausforderungen so umzugehen, dass die Möglichkeit eines gelingenden Lebens offenbleibt oder durch die erhöhte Sensibilität für die Verletzlichkeiten und Stärken des Lebens sogar gesteigert werden kann.“ (Deutscher Ethikrat, 2022)
Die Schutzstrategie sollte Diskriminierung entgegenwirken, Belastungen möglichst gerecht verteilen und unvermeidbare ungleiche Belastungen kompensieren. Kriterien für die gerechte Verteilung von knappen Impfstoffen oder intensivmedizinischen Ressourcen seien ebenso wichtig wie Maßnahmen der Kompensation für besondere pandemiebedingte Belastungen. Der Rat geht dabei u. a. auf sogenannte Triage‐Entscheidungen bei unzureichenden medizinischen Ressourcen ein: In solchen Situationen seien Menschen mit Behinderungen gefährdet benachteiligt zu werden. Dies müsse der Gesetzgeber durch geeignete Regelungen verhindern. Aber auch Fragen der internationalen Gerechtigkeit sollten einbezogen werden, wenn es etwa darum gehe, welche Solidarität wohlhabendere Länder weniger wohlhabenden bei der Bewältigung der Pandemie schuldeten.
Aus seinen Überlegungen leitet der Deutsche Ethikrat am Ende seiner Stellungnahme eine Reihe konkreter Empfehlungen für Güterabwägungen im Kontext von Pandemien ab. Sie betreffen beispielsweise Kommunikations- und Informationsstrategien, die Förderung von Eigenverantwortung, Solidarität und Bewahrung des gesellschaftlichen Zusammenhalts sowie die Einbeziehung von Menschen mit eingeschränkten Partizipationsmöglichkeiten in die sie betreffenden Entscheidungen.
(Quelle: Deutscher Ethikrat)
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