Ergebnisse einer Befragung zur aktuellen Situation in Inklusionsbetrieben
Das Beratungsunternehmen für Inklusionsbetriebe FAF – Fachberatung für Arbeits- und Firmenprojekte hat die Auswertung einer bundesweiten Umfrage „Aktuelle Situation in Inklusionsbetrieben“ veröffentlicht: 321 Inklusionsbetriebe aus allen Bundesländern bewerteten ihre aktuelle wirtschaftliche Situation, Risiken und Chancen. Dabei zeigte sich die überwiegende Mehrheit der Betriebe mit der derzeitigen Auftragslage zufrieden bis sehr zufrieden oder stufte sie als neutral ein. Zugleich prägte die Sorge um finanzielle und bürokratische Herausforderungen das Bild.
Die Umfrage wurde von der Bundesarbeitsgemeinschaft für Inklusionsfirmen (bag if) e. V. und der FAF, einem Tochterunternehmen der bag if, initiiert und in Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer Münster, der N-Bank, Schneider Organisationsberatung, dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe und dem Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg durchgeführt. Der Befragungszeitraum erstreckte sich vom 1. bis zum 22. September 2025. Für die Auswertung wurden ausschließlich die 321 vollständig ausgefüllten Fragebögen berücksichtigt. Die Rückmeldungen kommen aus den Branchen Industriedienstleistungen, Gastronomie, Hotel, Gemeinschaftsverpflegung, Lebensmitteleinzelhandel, Grünbereich, Gebäudereinigung, Wäscherei oder Bau-Handwerk. 66 Prozent der teilnehmenden Unternehmen beschäftigen weniger als 50 Mitarbeitende und zählen damit zu den kleinen und mittleren Unternehmen.
„Die aktuelle Lage der Inklusionsbetriebe in Deutschland zeichnet ein differenziertes Bild, das von erheblichen finanziellen und personellen Herausforderungen geprägt ist, aber auch von einzelnen positiven Entwicklungen und Chancen“, heißt es in der Auswertung der Umfrageergebnisse vom 26. September 2025. Die Auswertung zeige, dass die Mehrheit der Betriebe ihre Auftragslage als „neutral“ bis „gut“ einschätze (Mittelwert 3,27 von 5 = „sehr gut“), wobei nur ein kleiner Teil von einer sehr guten oder sehr schlechten Situation berichte. Trotzdem sei die wirtschaftliche Stabilität vieler Unternehmen fragil: Mehr als die Hälfte der Befragten habe angegeben, dass die Ausgaben schneller stiegen als die Einnahmen.
Schwerbehindertenrecht und Kündigungsschutz werden als unternehmerische Herausforderungen erlebt
Als zentrale Risiken wurden u. a. steigende Personalkosten, insbesondere durch die kontinuierliche Erhöhung des Mindestlohns, Kosten für Energie, Waren und Dienstleistungen sowie stagnierende oder sinkende Fördermittel wahrgenommen. Viele Unternehmen, so das Fazit, berichteten von Liquiditätsproblemen, fehlenden Rücklagen und der Unfähigkeit, notwendige Investitionen – etwa in Digitalisierung oder technische Ausstattung – aus eigener Kraft zu stemmen. Ein Prozent befinde sich in einem Insolvenzverfahren. Ein gravierender Mangel an Fach- und Arbeitskräften sei nach wie vor ein zentrales Problem. Die Rekrutierung von Mitarbeitenden mit Schwerbehinderung sei als besonders schwierig beschrieben worden, was die Erfüllung der gesetzlichen Quoten erschwere. Auch der Kündigungsschutz und das Schwerbehindertenrecht würden als hemmend für die betriebliche Flexibilität erlebt. Weitere Bedrohungen sehen die Inklusionsbetriebe in Rezession und sinkender Kaufkraft der Kunden sowie im Preisverfall in einzelnen Märkten (z. B. Altkleidermarkt) und steigendem Konkurrenzdruck, insbesondere durch Billiganbieter und Discounter. Zunehmende bürokratische Vorgaben, lange Bearbeitungszeiten bei Ämtern und neue Berichtspflichten würden wichtige Ressourcen binden und den betrieblichen Alltag erschweren.
Zu den positiven Bewertungen zählten u. a. eine breite Kundenbasis, regelmäßige Schulungsmaßnahmen für Mitarbeitende, die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen sowie die Einleitung notwendiger Transformationsprozesse. 42 Prozent bezeichneten die eigene Liquidität als gesichert, 61 Prozent gaben eine gesicherte Schwerbehinderten-Quote an.
„Zwar gibt es vereinzelt positive Entwicklungen, diese reichen jedoch nicht aus, um die grundlegenden Risiken zu kompensieren. Die Situation vieler Betriebe ist angespannt bis existenzgefährdend, und ohne gezielte Unterstützung und strukturelle Veränderungen drohen weitere Insolvenzen und ein Rückgang der inklusiven Beschäftigungsmöglichkeiten“, warnen die Autorinnen der Auswertung, Celine Krenzke und Manuela Kisker von der FAF.
Inklusionsbetriebe beschäftigen in der Regel zwischen 30 und 50 Prozent Menschen mit Schwerbehinderung und bieten ihnen Qualifizierungsmöglichkeiten und sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse gemeinsam mit Mitarbeitenden ohne Behinderungen.
Zur Auswertung der Umfrage „Aktuelle Situation in Inklusionsbetrieben“
(Quelle: FAF – Fachberatung für Arbeits- und Firmenprojekte gGmbH)
Kommentare (0)
Keine Kommentare gefunden!