23.10.2025 Internationales

Frauen und Mädchen in der EU in vielen Bereichen benachteiligt

Der europäische Verband „Inclusion Europe“ hat im Oktober 2025 eine Studie zur Situation von Frauen und Mädchen mit kognitiven Beeinträchtigungen herausgegeben. Das Fazit: Frauen mit kognitiven Behinderungen in der Europäischen Union (EU) sind deutlich stärker von sozialer Ungleichheit betroffen als Männer. Sie haben schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt und sind häufiger von häuslicher Gewalt betroffen.

Der Bericht bezieht Zahlen von 2023 und 2024 ein und verweist in Fußnoten zusätzlich auf Diagramme, die auf der Website von Inclusion Europe abrufbar sind und eine Übersicht über Standards zu verschiedenen Sachverhalten in den Ländern der EU skizzieren.

Zu den Schwerpunkten des Berichts gehören:

  • Das Recht auf ein gewaltfreies Leben
  • Das Recht auf Mitbestimmung und Wahl
  • Das Recht auf ein unabhängiges Leben
  • Wohnen und Unterstützung
  • Bildung
  • Arbeit und Beschäftigung
  • Gesundheitsversorgung
  • Politik, Medien und Führungsrollen

„Einen Job zu haben bedeutet mehr als nur Geld zu verdienen. Arbeit hilft Menschen, sich zugehörig zu fühlen, ihre Fähigkeiten einzusetzen, andere kennenzulernen und Teil der Gesellschaft zu sein“, heißt es einleitend zum Themenfeld Arbeit und Beschäftigung. Insgesamt waren nach Angaben des Verbands im Untersuchungszeitraum 48,1 % der Frauen mit Behinderungen im Alter zwischen 20 und 64 Jahren beschäftigt, während Männer mit Behinderungen in derselben Altersgruppe zu 53,7 % beschäftigt waren. Zum Vergleich lag die Quote für Männer ohne Behinderung in Deutschland bei 86,6 Prozent und für Frauen ohne Behinderung bei 79 Prozent (Mikrozensus 2023). Für die Gesamtbevölkerung weist die Studie ebenfalls auf eine Differenz hin: So seien 61,6 % der Menschen mit Behinderungen auf dem Arbeitsmarkt tätig oder auf der Suche nach einem Arbeitsplatz gewesen, verglichen mit 82,2 % der Menschen ohne Behinderungen.

„Dies bedeutet, dass viele Frauen mit geistigen Behinderungen von der Arbeitswelt und den damit verbundenen Möglichkeiten ausgeschlossen sind“, zitiert das Nachrichtenmagazin euronews den Bericht von Inclusion Europe. „Sie sind gezwungen, von der Familie, von Institutionen oder von begrenzten Sozialleistungen abhängig zu sein, was ein freies und unabhängiges Leben erschwert.“

In Europa ist die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen mit Behinderungen häusliche Gewalt erfahren, der Studie zufolge zwei- bis fünfmal höher als bei Frauen ohne Behinderungen. Erfahrungen wie erzwungene Isolation, Missbrauch in Einrichtungen oder Verweigerung der notwendigen medizinischen Versorgung sind dabei in Zusammenhang mit dem Vorhandensein einer Behinderung und der Geschlechtsidentität zu sehen.

Die neue EU-Strategie für die Gleichstellung der Geschlechter (2026–2030) müsse die Bedürfnisse und Anliegen von Frauen und Mädchen mit kognitiven Beeinträchtigungen berücksichtigen, fordert Inclusion Europe. Nur so könnten gezielte Maßnahmen auf sie ausgerichtet werden und nur dann könne Chancengleichheit in Europa erreicht werden.

Zum Bericht „Gender (in)equality of women and girls with intellectual disabilities in Europe“

(Quelle: Inclusion Europe, de.euronews.com)


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