13.01.2025 Daten, Fakten, Statistiken

IAB-Kurzbericht zum Zusammenhang von Schwerbehinderung und Erwerbsbiografie

Tritt eine Schwerbehinderung auf, sinken sowohl die Berufstätigkeit als auch die Einkommen der Betroffenen in den Folgejahren deutlich. Das belegt eine Analyse, die das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im Dezember 2024 veröffentlicht hat.

Fünf Jahre nach dem Eintreten einer Schwerbehinderung ist die Wahrscheinlichkeit, erwerbstätig zu sein, bei den betroffenen Personen um etwa 16 Prozentpunkte niedriger als bei vergleichbaren Personen ohne Schwerbehinderung. Neben denjenigen, die aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden, wechseln viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nach dem Eintreten einer Schwerbehinderung in eine Teilzeitbeschäftigung oder in Tätigkeiten, die körperlich und psychisch weniger belastend sind.

Menschen mit eingetretener Schwerbehinderung haben laut den Analysen des IAB ein um 15 Prozentpunkte erhöhtes Risiko, in die Nichterwerbsbeteiligung zu wechseln. Die meisten der nicht erwerbstätigen Menschen mit Schwerbehinderungen melden sich nicht arbeitslos und erhalten damit, so die Vermutung der Autorinnen und Autoren, keinen Zugang zu einer entsprechenden Unterstützung durch die Bundesagentur für Arbeit.

Die Einkommenssituation entwickelt sich ähnlich wie die Erwerbsbeteiligung: Im Vergleich zu Personen ohne Schwerbehinderung verdienen Menschen fünf Jahre nach dem Eintreten der Schwerbehinderung weniger – zum Teil bedingt dadurch, dass sie von einer Vollzeit- zu einer Teilzeitbeschäftigung wechseln.

Häufigere Arbeitgeberwechsel und weniger belastende Jobs

Menschen mit einer Schwerbehinderung wechseln zudem häufiger den Arbeitgeber und üben körperlich und psychisch weniger belastende Tätigkeiten aus. „Die Ergebnisse machen deutlich, dass die meisten Menschen mit dem Auftreten einer Schwerbehinderung trotz der gesundheitlichen Einschränkungen nicht für den Arbeitsmarkt verloren sind“, schlussfolgert IAB-Forscherin Dr. Karolin Hiesinger. „Für eine erfolgreiche Wiedereingliederung ist es daher wichtig, Flexibilität hinsichtlich Arbeitszeit und Beruf zu ermöglichen. Geeignete Weiterbildungs- und Umschulungsmaßnahmen sowie gezielte Beratungsangebote können ebenfalls hilfreich sein, um einen Wechsel in andere Tätigkeiten zu erleichtern.“

2023 lebten in Deutschland rund 3,1 Millionen Menschen zwischen 15 und 65 Jahren mit einer anerkannten Schwerbehinderung – die meisten Behinderungen traten erst während des (Erwerbs-)Lebens auf.

Für seine Analysen zog das IAB eine Stichprobe von Menschen im Alter von 30 bis 55 Jahren heran, bei denen zwischen 2005 und 2013 eine Schwerbehinderung eingetreten war, über die sie den Arbeitgeber informierten, die fünf Jahre davor beschäftigt waren und die zum Zeitpunkt des Eintretens der Schwerbehinderung in Betrieben mit mindestens 20 Angestellten arbeiteten.

Download

Die Analyse „Eine Schwerbehinderung hat oft gravierende Folgen für den weiteren Erwerbsverlauf“ kann als PDF auf der Website des IAB heruntergeladen werden.

(Quelle: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung)


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