02.02.2023 Verwaltung, Verbände, Organisationen

Kann Arbeit im Homeoffice berufliche Teilhabe unterstützen?

Die vorliegende Studie „Menschen mit Behinderungen im Homeoffice – Erleichterung für die Inklusion?“ untersucht das Arbeiten aus der häuslichen Umgebung mit Blick auf erwerbstätige Menschen mit Behinderungen im Ländervergleich. Die Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln e. V. (IW-Report 10/2023) kommt zu dem Schluss, dass die Arbeit im Homeoffice für Menschen mit Behinderungen ein Vorteil sein kann – allerdings mit Einschränkungen.

Durch die COVID-19-Pandemie stiegen die Anteile der Erwerbstätigen, die von zuhause arbeiteten, weltweit rapide an. Was zunächst nur dem Infektionsschutz diente und Schließungen verhinderten sollte, brachte letztlich auch Vorteile: einen Digitalisierungsschub, große Investitionen in digitale Informations- und Kommunikationsmittel sowie eine schnelle Entwicklung der digitalen Kompetenz von Beschäftigten.

Wie sich die Situation für Menschen mit Behinderungen darstellt, untersuchte das IW anhand von amtlichen Statistiken und vorausgegangenen eigenen und externen Studien aus Deutschland und dem angelsächsischen Ausland. Der Anteil der Berufe, die sich für Homeoffice eignen, ist der Studie zufolge – mit Verweis auf die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD – bei Menschen mit Behinderungen etwas geringer (34 Prozent) als bei Menschen ohne Behinderungen (39 Prozent). Für mobilitätseingeschränkte Menschen, aber auch für andere Menschen mit Behinderungen, erleichtere das Angebot des Homeoffice vielfach die Arbeit, teilweise sei es sogar die Voraussetzung, um überhaupt arbeiten zu können, so die Autorinnen der Studie Christiane Flüter-Hoffmann und Patricia Traub. Wesentliche Vorteile seien etwa dadurch gegeben, dass der Arbeitsweg teilweise wegfällt, die Arbeitszeit und die Pausen flexibler gestaltet werden können oder die Möglichkeit der Inanspruchnahme von Therapien oder individuellen Terminen zwischendurch gegeben ist.

In ihrer Betrachtung griffen die Autorinnen auch auf die Ergebnisse des Corona-Konsultationsprozesses der DVfR zurück und bezogen Erkenntnisse aus Themenfeld 2: Arbeitsleben in ihre Studie ein. Unter den entsprechenden Rahmenbedingungen für ein gelingendes Homeoffice, wie Informationsfluss, technische Ausstattung oder digitale Kompetenz der Beschäftigten, könne die Möglichkeit zum Arbeiten von zuhause aus ein Beitrag zur Inklusion sein:

„Bedenkt man, dass in den meisten OECD-Ländern etwa 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter Behinderungen haben, so wäre es ein großer Gewinn, solche Rahmenbedingungen zu schaffen, mit denen Homeoffice Barrieren überwinden und zur Brücke in Beschäftigung werden kann. Damit könnte die Arbeit im Homeoffice tatsächlich erfolgreich zur Inklusion von Menschen mit Behinderungen in der Arbeitswelt beitragen.“

Zugleich befasste sich die Studie auch mit Risiken des Arbeitens aus der häuslichen Umgebung bei Menschen mit Behinderungen. Als belastend sei vielfach die soziale Isolation durch den fehlenden Austausch mit Kolleginnen und Kollegen oder Vorgesetzen empfunden worden. Der Blick ins Ausland lieferte dazu neue Impulse, auch für die Weiterentwicklung von Homeoffice-Angeboten in Deutschland. Die USA und Kanada blicken auf eine lange Forschungstradition zu Inklusion und beruflicher Teilhabe zurück. Aus den USA kommt auch das Konzept der „Third Places“: Als echte Alternative zum Büroarbeitsplatz und zum Homeoffice können soziale Begegnungsstätten wie Bibliotheken oder Gemeindezentren als Arbeitsort genutzt werden und so das Risiko einer sozialen Insolation verringern.

Zur Studie "Menschen mit Behinderungen im Homeoffice – Erleichterung für die Inklusion?" auf der Website des IW

(Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft Köln e. V.)

Siehe auch:

Zum Bericht und den Teilberichten "Konsultationsprozess: Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in Zeiten der Corona-Pandemie" auf der Website der DVfR


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